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Ein Fussballclub machts vor

95 Prozent der Schweizer Dächer könnten Solaranlagen tragen

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Der FC Staad installiert auf seinem Clubhaus, was auf den allermeisten Gebäuden der Schweiz möglich wäre: eine Solaranlage, die Strom und heisses Wasser produziert.

Der FC Staad steht vor einem Problem: Die Kosten für die Energie im Clubhaus steigen massiv. 2021 bezahlte der Verein für Gas und Strom noch etwa 7000 Franken, im vergangenen Jahr waren es um die 12’000 Franken. Dieses Jahr rechnet Präsident Cornel Rüst mit rund 16’000 Franken, das heisst: Innerhalb von zwei Jahren haben sich die Kosten mehr als verdoppelt!

Doch so weit soll es nicht kommen. Rüst hat mit seinem Verein ein Projekt ausgearbeitet, um die Energiekosten zu reduzieren. Das ist indes nicht das einzige Ziel. Die Energiebeschaffung soll auch umweltgerechter werden.

Eine energetische Sanierung rechnet sich

Der Ostschweizer Fussballclub mit insgesamt 22 Mannschaften wird auf dem Dach des Clubhauses eine Solaranlage installieren. Photovoltaik soll Strom erzeugen, solarthermische Panels das Wasser hauptsächlich für die Duschen erwärmen. Dazu kommen wärmedämmende Fenster. Das Vorhaben kostet gegen 50’000 Franken, davon werden knapp 20’000 Franken durch ein erfolgreiches Crowdfunding bei lokalhelden.ch abgedeckt.

Präsident Rust, selbst beruflich in der Energiebranche tätig, war von Anfang an überzeugt, dass eine energetische Sanierung des Gebäudes machbar ist. Er liess sich zusätzlich auch durch DAS GRÜNE TRIKOT beraten, dessen Ziel es ist, die Energieeffizienz der über 18’000 Sportvereine der Schweiz zu verbessern. «Die Fachleute bestätigten, dass die Sanierung nicht nur machbar ist, sondern sich am Schluss auch rechnet», sagt er.

Solarenergiepotenzial von Hausdächern prüfen

Ideal für das Vorhaben ist vor allem das Flachdach auf dem Clubhaus, auf dem die Solartechnologie installiert wird. Dass sich das Clubhaus für eine Energieerzeugung mit Sonnenlicht eignet, zeigt auch eine Website des Bundesamts für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). 

Die Website besteht aus einer Landeskarte, auf der sämtliche Gebäude der Schweiz abgebildet sind. Diese können über die Postadresse gefunden werden. Für jedes Gebäude zeigt die Internet-Seite detailliert auf, wie geeignet es ist, um Solarenergie zu erzeugen – teilweise werden die Dächer sogar unterteilt, da sich die Dachfläche je nach Ausrichtung unterschiedlich dafür eignet.

Zwei Beispiele: Das Bundeshaus und das Clubhaus

Die Eignung für das Dach, auf dem der Club des FC Staad die Anlage installieren will, bezeichnet die Website als gut. Auf der Fläche von 218 Quadratmetern könne bis zu 40'400 kWh Solarstrom pro Jahr im Wert 4000 Franken erzeugt werden, rechnet sie vor. Oder alternativ 59'400 kWh Solarwärme, um Wasser zu heizen.

Beim Bundeshaus in Bern ist die Ausgangslage kompliziert, weil das Dach des Gebäudes verschiedenste Dachschrägen und Ausrichtungen hat. Doch die Dachflächen sind einzeln eingezeichnet: Sie weisen teilweise Fläche von nur wenigen Quadratmetern auf. Die südlich ausgerichteten eher kleinen Dachschrägen zur Aare hin wären sehr gut geeignet für Solaranlagen. Die Dächer über dem Haupteingang auf der nördlichen Seite zum Bundesplatz hinaus bezeichnet die Website immer noch als gut geeignet. Dass das markante und denkmalgeschützte Gebäude dereinst mit Photovoltaik- oder Solar-Panels versehen wird, ist allerdings wenig wahrscheinlich.

Beim FC Staad soll es mit der Energieproduktion auf dem Dach des Clubhauses noch in diesem Jahr losgehen. Die Installationen sollen in diesem Sommer, spätestens im Herbst umgesetzt werden. Damit werden die Energiekosten von den berechneten 16’000 Franken ohne Solaranlage auf künftig unter 10’000 Franken sinken, rechnet Präsident Cornel Rüst. Die Investition von insgesamt 50’000 Franken wird der Club deshalb schon bald einmal einsparen können.

Wertvolle Rechner und Expertentipps zur Unterstützung bei Sanierungsvorhaben

Natürlich sind vor der Ausarbeitung von solchen Sanierungsprojekten, verschiedene Abklärungen nötig. Nützliche Informationen erhalten Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer und Vereine wie der FC Staad beim Wohn- und Immobilienportal RaiffeisenCasa. Dieses bietet unter anderem verschiedene Hilfsmittel und Service-Leistungen rund um Immobilien– speziell auch Inhalte und Rechner zum Energiesparen und energetischen Modernisieren. 

Das Solarpotenzial in der Schweiz ist hoch

Die Möglichkeiten, Sonnenenergie in der Schweiz zu nutzen, sind auf jeden Fall riesig. «Das Solarpotenzial auf unseren Dächern wird heute nur zu fünf Prozent genutzt», sagt Jürg Rohrer, Dozent für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. In einem Fachartikel für das Bulletin des Verbands Electrosuisse schreibt er, dass das wirtschaftliche Potenzial auf Schweizer Dachflächen bei etwa 54 Terrawattastunden liege. Zum Vergleich: 2021 verbrauchte die Schweiz insgesamt 58,1 Terrawattstunden Strom.

Würde das gesamte Potenzial ausgenutzt, müssten allerdings 95 Prozent aller Gebäude in der Schweiz mit Solar-Anlagen ausgestattet werden. Das wäre nur mit einem Obligatorium zu erreichen. Rohrer schätzt das realisierbare Potenzial bis ins Jahr 2050 auf immerhin etwa 13 bis 15 Terrawattstunden ein – bei einem bis dahin voraussichtlichen Verbrauch von 85 Terrawattstunden.

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Erste Veröffentlichung:
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Letztes Update: 
2.5.2023

Das Sonnendach

Wollen Sie herausfinden, ob sich Ihr Zuhause oder Ihr Clubhaus auch für eine Solaranlage eignen würde? Hier finden Sie die Seite Sonnendach des Bundesamts für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK).

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