Einfache Tipps, um den Club nachhaltiger zu machen
Die Flutlichtanlage eines Fussballclubs von Halogen auf LED umzustellen, bringt für die Nachhaltigkeit sehr viel, ist aber sehr teuer. Es gibt aber auch einfachere und günstigere Tipps, die sinnvoll sind, erklärt Experte Nico Decurtins.
Nachhaltigkeit im Sportklub? Geht das? Und bringt das was?
Nico Decurtins ist davon überzeugt, dass das sogar sehr viel bringt. Der 40-Jährige, der sich beruflich mit seinem Beratungsunternehmen für Nachhaltigkeit im Sport einsetzt und auch grosse Clubs, Ligen und nationale Verbände als Kunden hat, sieht unterschiedliche und interessante Ansätze dazu.
Zwei Aspekte sind für ihn von zentraler Bedeutung: «Im Verein soll sich eine Person dem Anliegen annehmen, sie soll Ansprechperson sein und die Verantwortung übernehmen. Und sie braucht Entscheidungskompetenzen» Wichtig: Das Vorhaben, den Club nachhaltiger zu machen, soll nicht überladen werden mit einem ehrgeizigen Paket von Massnahmen, die auf einmal umgesetzt werden sollen. Vereine sollen Schritt für Schritt vorgehen. Ein Erfolgserlebnis löse schnell nachfolgende Projekte aus, sagt er.
Hier gibt er Tipps, in welchen vier zentralen Bereichen Vereine bei der Ökologie ansetzen können.
Mobilität
Die Mobilität ist für Nico Decurtins ein zentraler Punkt im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit in Sportclubs. «Eine Nachhaltigkeitsstrategie, bei der keine Mobilitätslösungen behandelt werden, ist für mich nicht glaubwürdig», sagt er. In diesem Bereich werde am meisten CO₂ verursacht. «Wenn 300 bis 400 Jugendliche von ihren Eltern im SUV zwei bis vier Mal wöchentlich ins Training und am Wochenende zusätzlich an einen Match gefahren werden, sind die Auswirkungen messbar.» Ganz zu schweigen von der Fanmobilität, die bei grösseren Vereinen auftritt.
Lösungen können Fahrgemeinschaften sein, aber auch Vereinbarungen mit dem örtlichen ÖV-Betreiber für vergünstigte oder kostenlose Tickets. Im Gegenzug kann der Verein für den Anbieter Werbung machen oder ihn zumindest prominent erwähnen. Zu weiter entfernten Auswärtsspielen könnten Vereine je nach Sportart auch mit dem Zug anreisen – beim Fussball oder Unihockey zum Beispiel sei die Ausrüstung kein Problem. Anders verhält es sich bei Sportarten wie Skifahren oder Eishockey. «Gerade bei den Juniorinnen und Junioren ist das eine kostengünstige Variante, da ihre Billette billig sind.» Die Investition in einen clubeigenen Minibus oder Fahrten mit dem Car können ebenfalls eine Möglichkeit darstellen, um die Fahrten mit vielen PWs zu senken. Beides bedarf allerdings gewissen finanziellen Mitteln.
Energie
Die Flutlichtanlage von Halogen auf LED wechseln, auf dem Clubhaus eine Photovoltaik-Anlage einrichten – mit der ersten Massnahme kann Strom gespart, mit der zweiten die Stromproduktion nachhaltiger gestaltet werden. Beides trägt zur ökologischen Nachhaltigkeit eines Vereins bei. Das Problem: Die Kosten sind oftmals zu hoch. Nico Decurtins sieht hier zwei Lösungsansätze. Der erste: Ein Crowdfunding, zum Beispiel über die Plattform lokalhelden.ch, welche Partnerin von Das Grüne Trikot ist. Der zweite: Oft sind die Grundstücke, auf denen die Clubs trainieren, im Besitz der Gemeinden. Statt dass man dies als Grund sieht, nichts zu unternehmen, sollte man im Gegenteil versuchen, das Gespräch mit der Gemeinde zu suchen, um ein gemeinsames Projekt in Angriff zu nehmen.
Im Energiebereich gibt es aber auch einfachere und günstigere Wege, um ökologischer zu werden. Zum Beispiel: heisses Wasser einsparen. Mit einem Aufruf weniger lang und weniger heiss duschen. Oder mit wassersparenden Duschköpfen und Ventilen Spardüsen bei den Lavabos. Eine weitere Möglichkeit: Nur Kaltwasserhähne bei den Lavabos in Toilettenanlagen installieren. «Zum Händewaschen reicht das aus», meint Decurtins.
Einen weiteren pragmatischen Ansatz für mehr Nachhaltigkeit sieht er beim Strom: «Erneuerbarer Strom ist nicht so viel teurer, die Kilowattstunde kostet dann statt 20 vielleicht 30 oder 40 Rappen», sagt Decurtins. Ein Anruf beim Stromanbieter reiche oftmals schon, um den Strommix anzupassen und damit den ökologischen Fussabdruck zu verbessern. Durch Stromsparmassnahmen oder die Anschaffung von energiesparendem Mobiliar (z.B. Lampen oder Kühlschränke) können diese Mehrkosten kompensiert werden.
Catering und Verpflegung
Hier gebe es ganz einfache Möglichkeiten, etwas zu verändern, sagt Decurtins. Und die Leute auch für die Thematik der Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Beispielsweise, indem man die Würste fürs Grümpelturnier beim Dorfmetzger, der regionales Fleisch verarbeitet, statt beim Grossverteiler einkauft. «Viele sind bereit, einen Franken mehr für eine Wurst vom Grill zu bezahlen, wenn sie wissen, dass die Zutaten aus der Region stammen.» Das hat zwar direkt nicht zwangsläufig einen positiven Effekt aufs Klima, ist aber aus Sicht der sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit von Belang.
Einen ökologischen Nutzen hat dafür das Anbieten von fleischlosen Alternativen – wiederum mit Produkten von Bio-Bauern aus der Region. Solche Angebote könnten die Leute zum Nachdenken anregen.
Zudem kann man an Festen statt auf Wegwerf- auf Mehrwegbecher im Pfandsystem setzten. «Das ist ein System, das die meisten Leute verstehen.» Viele Clubs hätten in ihren Vereinslokalen Geschirrspüler, das Abwaschen sei damit kein Problem. Und Wasser könne man in der Schweiz überall ab dem Hahnen trinken, dafür brauche es nicht jedes Mal ein PET-Fläschli.
Ausrüstung
Mit dem bewussten Einkauf der Ausrüstung können die Vereine einiges bewirken. «Bei Fussbällen von zertifizierten Herstellern können die Clubs sicher sein, dass die sozial verträglich produziert sind und nicht von einem neunjährigen Kind irgendwo auf der Welt zusammengenäht wurden», sagt Decurtins.
Bei den Trikots wiederum könne man darauf achten, dass diese aus recyceltem Polyester fabriziert seien. Müsse ein Verein die Leibchen wechseln, weil er einen neuen Sponsor habe, könne man prüfen, ob die alten Trikots gespendet werden könnten. Oder das tun, was er mit dem SC Küsnacht gemacht habe: «Aus den alten Trikots haben wir Sportsäcke und Taschen herstellen lassen, die wir dann verkauft haben. Damit lassen sich dann weitere Nachhaltigkeitsmassnahmen finanzieren.» Bei der Produktion könne man dabei sehr gut mit einer lokalen Institution wie einer Inklusions- oder Integrationswerkstätte zusammenarbeiten.
Zudem regt Decurtins an, regelmässig Tausch- oder Verkaufsbörsen für Sportartikel von Kindern abzuhalten. «Kinder wachsen sehr schnell aus ihren Sportkleidern heraus. Oftmals sind Schuhe und Leibchen in sehr gutem Zustand. Da ist es sinnvoll, wenn diese weiterverwendet werden.»
Sport und Nachhaltigkeit – diese beiden Aspekte sind dem 40-jährigen Nico Decurtins so wichtig, dass er sie zum Zentrum seines beruflichen Lebens gemacht hat. Mit seiner Firma The Sustainability Coach berät er Vereine, Verbände und Ligen zu Nachhaltigkeitsthemen. Sein Ziel ist, den Sport flächendeckend nachhaltiger, attraktiver, wirtschaftlicher und damit zukunftsfähiger zu machen. Seine Kunden sind sehr unterschiedlich: Sie reichen von Vereinen, die beim „Das Grüne Trikot“ mitmachen, über den Hockey Club Davos und Swiss Ski bis hin zu akademischen Institutionen wie die Fachhochschule Graubünden oder die Hochschule Luzern.