Meisterlich auch in Sachen Umwelt
Schweizer Sportklubs gehen in der Energie- und Klimadebatte mit gutem Beispiel voran. Eishockey-Meister EV Zug intensiviert das Forechecking bezüglich Nachhaltigkeit deutlich und schickt mit Lara Stalder eine der besten Schweizer Spielerinnen aufs Feld.
Im Schweizer Eishockey ist der EV Zug das Mass der Dinge – mit zwei aufeinanderfolgenden Meistertiteln 2021 und 2022 und einer Vereinsstruktur, die sportartenübergreifend Vorbildfunktion besitzt.
Auch in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit befindet sich der EVZ auf der Überholspur. So ist es kein Zufall, dass sich der Klub als einer der ersten Partner im Umweltprojekt DAS GRÜNE TRIKOT engagiert. Dabei geht es um eine Kampagne, die Schweizer Sportvereine bei der Umsetzung von Massnahmen zu Energieeffizienz und Klimaschutz in allen Bereichen des Vereinslebens begleitet.
In Zug gehen diese Anstrengungen bis ins Jahr 2012 zurück. Damals definierte der Klub Leitbild und Wertvorstellungen neu. CEO Patrick Lengwiler (44) kann heute sagen: «Die Organisation hat hart gearbeitet, sich stetig weiterentwickelt und gemeinsam mit Fans, Zuschauern, Sponsoren und Gönnern, Mitarbeitenden und Funktionären Grosses geschaffen. Mit den beiden Meistertiteln hat der EVZ letztlich alle Punkte der Vision aus dem Leitbild 2012 erreicht.»
Nachhaltigkeit als Unternehmensziel
Dabei geht es längst nicht nur um sportliche Ziele. Lengwiler: «Im neuen EVZ-Fahrplan erhält auch das Thema Nachhaltigkeit als explizit erklärtes Unternehmensziel mehr Gewicht. Der EVZ will und kann mehr dazu beitragen. Einiges machen wir schon gut, an anderen Orten haben wir noch Potenzial.»
Dafür soll in erster Linie eine Ist-Analyse helfen, damit alle bereits bestehenden Massnahmen in einem Bericht zusammengetragen werden. Zurzeit befindet sich der Klub an der Aufbereitung dieses Berichts. Zusätzlich zum aktuellen Projekt DAS GRÜNE TRIKOT will der EVZ seine CO₂-Bilanz eruieren und entsprechende Massnahmen ergreifen. Dafür sei jedoch eine detaillierte Prüfung und Beratung ausstehend, so Lengwiler: «Das Thema Nachhaltigkeit liegt uns nicht nur auf der ökologischen Ebene, sondern auch auf der sozialen und wirtschaftlichen Ebene am Herzen. Mit unserer Reichweite und Vorbildfunktion können wir auf allen Ebenen viele Leute erreichen und zur Sensibilisierung des Themas beitragen.»
Der CEO ist überzeugt, dass der sportliche Erfolg quasi als Verstärker dieser Botschaft dient: «Als amtierender Schweizer Meister besitzt der EVZ eine grosse Reichweite und Strahlkraft für das Projekt. Wir wollen diese nutzen, um unserer Vorbildfunktion gerecht zu werden. Gerade im Bereich Sensibilisierung können wir unseren Beitrag leisten und daraus auch für uns wichtige Learnings für die Zukunft ziehen.»
Eine Internationale als Aushängeschild
Dabei kann der Klub auf den Support einer der bekanntesten europäischen Eishockeyspielerinnen setzen: Lara Stalder, 28-jährige Schweizer Internationale und Mittelstürmerin beim schwedischen Profiklub Brynäs IF, bringt ihr Know-how in einem Teilzeitpensum als Projektleiterin Nachhaltigkeit ein. Aus Sicht des EVZ nimmt der in der Stadt Gävle beheimatete Klub Brynäs beim Thema Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle in Europa ein. Deshalb ist Stalders Erfahrung aus Schweden und in der Mitarbeit für den EVZ sehr wertvoll. Im Herbst/Winter 2022 soll diesbezüglich eine umfangreiche Kommunikationskampagne lanciert werden, welche die bisherigen Massnahmen und Projekte beschreibt und auch Ziele für die Zukunft definiert. Stalder sagt zu ihrer Rolle: «In Schweden sieht man, dass die Gesellschaft grundsätzlich sozialer eingestellt und im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit stärker sensibilisiert ist. Natürlich bin ich diesbezüglich aber auch geprägt von meinem Klub, der eine Vorreiterrolle in diesem Thema einnimmt.»
Im recht aufwendigen Eishockeysport ist die Infrastruktur eine der grössten CO₂-Verursacherinnen. Der EV Zug schenkt diesem Umstand in der 2010 eröffneten Bossard Arena grosse Beachtung. Lengwiler weist darauf hin, dass es sich bei der Zuger Heimstätte um das erste nach Minergie-Standard zertifizierte Eisstadion der Schweiz handelt: Die Abwärme wird in einem Wärmeverbund weiterverwendet, um die gesamten Räumlichkeiten der Arena sowie die benachbarten Liegenschaften (beispielsweise Uptown und Überbauung Schutzengel) zu heizen. So könne ein grosser Anteil der Energie gespart werden.
57 Prozent per ÖV
Ein weiterer grosser CO₂-Treiber sind im Eishockey die Zuschauermassen beziehungsweise deren Anreise und Konsumation vor Ort. Der EV Zug kann hier durch die zentrale Lage seines Stadions punkten. 57 Prozent der Zuschauer reisen mit ÖV, Velo oder zu Fuss an. Der Klub unterstützt dies, indem die Stadionbesucher mit Ihrem Matchticket kostenlos den ÖV benutzen können. Ausserdem gibt es in der Arena an den Verpflegungsständen keine Plastikverpackungen. Auf dem Dach ist zudem eine Fotovoltaik-Anlage installiert – knapp 2050 Solarmodule auf einer Gesamtfläche von fast 3000 Quadratmetern. Diese produzieren jährlich rund 200 000 Kilowattstunden Solarstrom, der ins Netz eingespeist wird.
Auf die drohende Strommangellage angesprochen, sagt Lengwiler: «Wir sind uns bewusst, dass wir mit einem Eisstadion als Grossverbraucher früher oder später von diesem Problem direkt betroffen sein könnten.» Die Liga sei deshalb auch proaktiv mit der Politik in Kontakt und werde zusammen mit den Klubs versuchen, ihren Beitrag zu leisten. Lengwiler weiter: «In Zug wären bei einer Stilllegung auch viele Haushalte betroffen, die keine Abwärme mehr erhalten würden.»
Grundsätzlich stellt sich die Frage: Kann ein Eishockeyklub, der Woche für Woche 400 Junioren zu den Spielen bringen muss, der auch international engagiert ist und in der Champions League teilweise mit dem Flugzeug zu den Spielen reist, überhaupt als Vorbild dienen?
Sensiblisierung der Eltern
Lengwiler weist darauf hin, dass Anstrengungen in allen Bereichen unternommen werden: «Wir bemühen uns, mit Car-Pooling, Nachwuchsbussen und der Sensibilisierung der Eltern die CO₂-Bilanz zu verbessern.» Das komme sehr gut an und werde von den Eltern unterstützt. Ausserdem sind in der Autoflotte des Klubs vereinzelte Hybrid- oder Elektroautos im Einsatz. Zum Thema Flugreisen sagt der CEO: «Die Champions Hockey League schaut ihrerseits, dass die Auswärtsspiele jeweils so gelegt werden, dass sie teilweise in einem Roadtrip verbunden sind. So können schon mal Reisekilometer eingespart werden. Unsererseits versuchen wir – wenn immer möglich – mit normalen Linienflügen zu reisen, jedoch ist dies nicht immer möglich. Auch aufgrund des Volumens und des Gewichts des mitgeführten Materials.»
Grundsätzlich sei es in all den Bemühungen entscheidend, dass die Message des Projekts authentisch und sympathisch rüberkomme, so Lengwiler: «Alle können etwas dazu beitragen. Wir versuchen unsere Vorbildfunktion wahrzunehmen, stehen aber auch dazu, dass wir noch Verbesserungspotenzial haben. Wir wollen zusammen mit unseren Anhängern diese Reise antreten und die Herausforderungen der Zukunft angehen.» Eine kürzlich durchgeführte Fanumfrage zeigte, dass die Eishockeybesucher für die vielseitigen Themen der Nachhaltigkeit offen sind. Lengwiler: «Natürlich gilt es herauszufinden, welchen Weg man wählen soll und welche Massnahmen zu uns passen.» Auch hier sei die Authentizität wichtig: «Wir dürfen von den Fans nichts verlangen, was wir selbst nicht leben.»
So oder so eine Schlüsselrolle spielt Lara Stalder. Die Luzernerin will die Botschaft noch näher an die Menschen bringen und ihre Erfahrungen einfliessen lassen: «Mein Ziel ist es, mein Gelerntes und meine Erfahrungen aus Schweden in Zug umzusetzen. Mich fasziniert es, immer wieder neue Projekte zum Thema Nachhaltigkeit anzugehen, etwas zu bewirken und auch den Klub und mich selber weiterzuentwickeln.» Zudem liege ihr auch das Thema der Chancengleichheit am Herzen: «Ich möchte dazu beitragen, die Strukturen im Fraueneishockey in der Schweiz und speziell in meiner Heimatregion Zentralschweiz aufzubauen. Auch dies ist im Rahmen der Nachhaltigkeit und Gleichstellung zukünftig ein Thema beim EVZ.» Gerade das Beispiel des Brynäs IF habe gezeigt, wie man den Bereich erfolgreich aufbaut und nachhaltig fördert.
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