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RHC Diessbach
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Die tapferen Gallier aus Diessbach

Lieber Nachhaltigkeit als Champions League

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Der Rollhockeyclub Diessbach verfolgt mit letzter Konsequenz den Weg der Nachhaltigkeit. Dafür opfert er auch den kurzfristigen sportlichen Erfolg.

«Wir wussten, dass das Weiterkommen praktisch unmöglich ist». Klubpräsident Daniel Dysli machte sich vor dem Champions-League-Turnier in der Toskana keine falschen Hoffnungen. Traumhaft war nur der Austragungsort – Forte dei Marmi, direkt an den Stränden der ligurischen Küste gelegen. Auf dem Spielfeld dagegen waren die Aussichten weniger verheissungsvoll – mit ausnahmslos Gegnern aus Rollhockey-Grossmächten: Igualada (Spanien), Oliveirense (Portugal) und dem Heimteam. «Natürlich hätten wir uns aus sportlichen Überlegungen andere Gegner gewünscht», sagte Spielertrainer Pascal Kissling schon im Vorfeld.


Achtungserfolg gegen die Spanier

So kam es, wie es kommen musste. Diessbach zahlte Lehrgeld auf hohem Niveau. Gegen Oliveirense (1:10) und Forte die Marmi (1:8) kassierte der Schweizer Meister zwei Kanterniederlagen. Gegen Igualada stand er dagegen nahe an einer Überraschung und musste letztlich nur knapp geschlagen (1:3) vom Feld. Dysli stuft diese Leistung als grossen Achtungserfolg ein: «Hätten wir nur auf Resultat gespielt und ausschliesslich auf unsere international erfahrenen Routiniers gesetzt, wäre ein Punktgewinn möglich gewesen.» Der Vergleich mit den Profis aus den Topnationen zeigt aber, dass im Schweizer Rollhockey alles ein paar Nummern kleiner ist: Reisten die gegnerischen Teams unter anderem mit Einlauftrainer, Goalietrainer, Mentaltrainer, Arzt und Physiotherapeuten an, beschränkt sich beim Schweizer Meister der ganze Staff auf drei Personen.

In Diessbach ticken die Uhren anders. Hatte der Klub im vergangenen  Frühsommer nach einem frenetisch gefeierten Heimsieg gegen Biasca den vierten Meistertitel (und damit das zweite Double) gewonnen, leitete er vor der neuen Saison ganz bewusst einen personellen Umbruch ein. Dysli: «Wenn wir nachhaltige Erfolge feiern wollen, müssen wir auf die Jungen setzen – und dabei auch einen kurzfristigen Rückschritt in Kauf nehmen.» Dies sei der Klubstrategie geschuldet, die auf Amateurbetrieb und Ehrenamtlichkeit basiert: «Bei uns arbeiten alle Spieler in einem Beruf», sagt Dysli, der nicht ohne Stolz erwähnt, dass seine drei Söhne – Cyan, Maël und Yanic – in dieser Saison erstmals gemeinsam für das A-Team ihres Stammklubs auflaufen. Hier geht es um sportliche Nachhaltigkeit.

Schonender Umgang mit Ressourcen

Im Vordergrund steht indes auch die ökologische Nachhaltigkeit, der schonende Umgang mit Ressourcen. Dadurch lasse sich Geld sparen und die Klubphilosophie perfekt umsetzen, sagt der Präsident. Teil der Strategie ist, dass der RHC Diessbach schon seit letztem Jahr bei DAS GRÜNE TRIKOT dabei ist. Der neuverpflichtete Argentinier Xavier Solera erhielt beispielsweise eine Stelle bei Klub-Hauptsponsor Landi. Die Wohnung, die für Solera und dessen Familie gefunden wurde, staffierten die Diessbacher mit zur Verfügung gestellten Möbeln und gespendeten Einrichtungsgegenständen aus: «Bei uns gilt das Prinzip der Nachhaltigkeit auch im Kleinen», so Dysli.

Und im Grossen gilt es sowieso: Die klubeigene Halle an der Schmiedgasse ist ein Patchwork aus diversen Elementen, die anderswo nicht mehr gebraucht wurden. Die Banden stammen aus dem Zürcher Hallenstadion, den hellblauen Hallenboden konnte der Klub von den Veranstaltern der Rollhockey-WM 2005 im fernen Kalifornien erstehen, die Stühle im Restaurant kommen aus einer Gaststube im Berner Oberland und der Lagerraum mit den roten Wänden vom früheren Provisoriumsbau im Centre Brügg. Die ursprüngliche Beleuchtung schliesslich strahlte früher in einer Textilfabrik in Zürich. 

Diese ersetzten die Diessbacher im vergangenen Sommer durch ein energieeffizienteres und umweltschonenderes LED-System – und dies in mühevoller Kleinarbeit. Auf einem Rollgestell stehend legten die Klubmitglieder selber Hand an und lösten Lampe um Lampe aus der Verankerung. Dieser Vorgang habe rund eine Woche gedauert, so Dysli, der darin auch das vorgelebte Zusammengehörigkeitsgefühl erkennt: «Das gemeinsame Anpacken gehört bei uns zum Programm.» Gleichzeitig sagt er lachend: «Hätten wir in dieser Woche trainiert anstatt zu schrauben, wäre in der Champions League vielleicht mehr drin gelegen.» 

Das neue LED-System wird nun über lokalhelden.ch, die Crowdfunding-Plattform von Raiffeisen, finanziert – ebenfalls eine Möglichkeit im Rahmen der Partnerschaft mit DAS GRÜNE TRIKOT, genau wie die kostenlose Energieberatung. Beispiele aus dem In- und Ausland zeigen, dass mit einem energieeffizienten LED-System Einsparungen bei Strom – und damit Geld – von bis zu 50 Prozent möglich sind.

Doch letztlich wird das «Miteinander» in Diessbach ähnlich hoch gewichtet wie der kurzfristige Erfolg. Das zeige sich auch bei den regelmässigen Ausbesserungsarbeiten in der Halle, sagt Dysli: «Alle helfen mit – sei es, wenn es ums Ausrichten der Banden geht oder um die Installation eines Handlaufs in den oberen Tribünenrängen, damit auch ältere Matchbesucher sicher zu ihren Plätzen finden.» Der gewachsene Aufwand schlägt sich in der Anzahl Helferinnen und Helfer bei Heimspielen nieder. Genügten früher zwei Zeitnehmer und ein Grillmeister, sind mittlerweile rund 15 Personen gefordert.

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Ein Primarlehrer als Antreiber 

Weshalb sich der Rollhockey-Sport ausgerechnet in Diessbach etablierten konnte, führt Klubpräsident Dysli vor allem auf einen Mann zurück: Primarlehrer Hansjürg Wegmüller, der im Verein noch immer für die Infrastruktur verantwortlich ist: «Hansjürg begann mit den Schülern auf dem Pausenplatz zu spielen. Daraus entstand eine immer grössere Bewegung – und letztlich mit der Klubgründung 1984 eine attraktive Alternative zum Fussball.»

Damit dies auch künftig so bleibt, und sich der RHC auch gegen die starke Konkurrenz aus anderen Sportarten behaupten kann, öffnet er die Türe regelmässig für Schulklassen, die im Turnunterricht die Vereinsinfrastruktur gratis benutzen können. Auch über eine Road-Show und die Integration in den Ferienpass wolle man den Kontakt zum Nachwuchs fördern, so Dysli.

Dass diese Strategie perfekt aufgeht, kann der RHC Diessbach noch in diesem Jahr das nächste Mal auf europäischem Parkett beweisen. Die internationale Saison geht für ihn – eine Stufe unterhalb der Champions League – im Europacup weiter. Und dort wollen die tapferen Berner Mitte Dezember zeigen, dass sie im kontinentalen Rollhockeysport eine sehr schöne Rolle spielen können – quasi diejenige der tapferen Gallier, die den vermeintlich übermächtigen Römern die letzten Nerven rauben.

Erste Veröffentlichung:
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Letztes Update: 
27.3.2024

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